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Burgen, Schlösser und Ruinen

Burgruine Gräfenstein

66978 Merzalben

Erstmals erwähnt wurde Gräfenstein 1237 in einer Teilungsurkunde der Grafen von Leiningen. Die zentrale Anlage mit Bergfried und Palas stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert und geht somit auf die Stauferzeit zurück. 1317 kam die Burg in den Besitz der Seitenlinie Leiningen-Dagsburg. Bereits 1367 mussten diese 7/8 an Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz verkaufen. Durch Heirat gelangte Gräfenstein 1421 an die Grafen von Leiningen-Hardenburg. Diese ließen besonders die Unterburg erweitern. Die erste Zerstörung erfolgte 1525 im Bauernkrieg; ab 1535 fand der Wiederaufbau statt. 1540 wurde die Burg vom damaligen Besitzer Pfalzgraf Johann von Simmern an den Pfalzgrafen Ruprecht von Pfalz-Veldenz verkauft, der sie fortan als seinen neuen Wohnsitz nutzte und in seinem Hoheitsgebiet auch die Reformation einführte. 1635, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde die Burg bei einem Brand („durch Ohnvorsichtigkeit der kayserlichen Parrtheyen, so darin Posto gefasst“) zur Ruine und war auf Dauer unbewohnbar. Als einzige Burg in Deutschland hat Gräfenstein einen siebeneckigen Bergfried, dessen Durchmesser in den Hauptmaßen 6 × 7,5 Meter beträgt und der eine Höhe von 17 Metern aufweist. Um den Bergfried legt sich eine Mantelmauer, die fünf Seiten eines aufgrund der Geländebeschaffenheit leicht unregelmäßigen Achtecks andeutet. Die Außenmauer der Oberburg besteht außen komplett aus Buckelquadern. Der Zugang erfolgte über eine Holztreppe an Stelle der heutigen steinernen Ausführung. Das Tor an dieser Stelle ist nicht erhalten. Im nördlichen Teil der Oberburg liegt der stauferzeitliche Palas, dessen Mauerwerk noch weitestgehend bis auf Traufhöhe erhalten ist. Im Grundriss nähert er sich einem spitzen Dreieck an. Seine Fenster wurden im Spätmittelalter erneuert, doch lassen sich die romanischen Fensterbögen im Obergeschoss des Außenbaus noch ausmachen. Die wesentlichsten spätmittelalterlichen Zutaten der Oberburg sind der Abortturm sowie ein Treppenturm des 16. Jahrhunderts. Im Palas gab es keine weiteren baulichen Veränderungen mehr. Die untere Burg, die sich ringförmig um den Felssockel der Oberburg legt, geht zumindest im südlichen und westlichen Abschnitt auf die späte Stauferzeit zurück. Die Form des unregelmäßigen Polygons wird auf der vermeintlichen Angriffsseite nochmals wiederholt, sodass sich eine dreifache Staffelung von Ringmauer, Mantelmauer und Bergfried ergibt.  Entlang des größeren Teils der Ringmauer der Unterburg sind Reste von zweigeschossigen Wohngebäuden zu erkennen. Obwohl die meisten Quermauern nicht mehr vorhanden sind, lassen sich anhand verschiedener im Obergeschoss erhaltener Architekturdetails sieben Wohneinheiten identifizieren. Zu jedem Obergeschossraum dieser Gebäude gehörte ein Kamin, flankiert von zwei Spitzbogenfenstern mit seitlichen Sitzen, sowie ein Abort in der Raumecke. Die Reste von vier Kaminen und sechs Aborterkern sind zu erkennen; sie bezeugen die Anwesenheit einer größeren Burgbesatzung. In der Burg Gräfenstein findet sich damit eines der deutlichsten Beispiele für Burgmannensitze, die von einem bedeutenderen Landesherrn in einer seiner Burgen dem niederen Adel zur Verfügung gestellt wurden.