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Burgen, Schlösser und Ruinen

Schloss Molsdorf

Schlossplatz 6, Schloss Molsdorf, 99094 Erfurt

An der Stelle des heutigen Schlosses stand seit dem 16. Jahrhundert[1] eine Wasserburg im Oberdorf links der Kirche. 1114 sind Herren von Molsdorf (Erminrich von Molsdorf) urkundlich genannt. Später besaßen die Herren von Witzleben und von Thüna die Wasserburg (Dietrich von Witzleben, 1432; Heinrich von Witzleben, 1450; Ernst von Witzleben, 1530). 1616 gelangten Ort und Burg vorübergehend in den Besitz derer von Schwarzburg-Sondershausen, damals noch Graf Günther von Schwarzburg-Arnstadt. Die Burg wurde in ein Renaissanceschloss umgebaut, das im 18. Jahrhundert zu der heutigen Barockanlage gestaltet wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb das Gut der Geheimratsdirektor Bachov, der es dem grosbritannischen und kurbraunschweigischen Legationsrath und Landdrost, Otto Christoph Schultz (auch Schulze), überließ. Eine Führung durch das Gebäude beginnt im Buffetzimmer, in dem die festlichen Gelage angerichtet wurden. Der einstige Bankettsaal wird durch eine zweiflügelige Tür betreten. 33 Bilder regierender Könige, Fürsten, Diplomaten und Feldherren des 18. Jahrhunderts schmücken die bis zur Decke reichenden Eichenvertäfelung der Wände. Peter Weingart schuf 1738 das Deckengemälde, das eine besondere technische Raffinesse darstellt: Es soll sich um eine herunter zu lassende Tischplatte handeln, mit der Gotter seine Gäste immer wieder in Erstaunen versetzte. Dieser Festsaal gilt als einzigartig in Thüringen. Im darauf folgenden Silber- oder Damensaal trugen die Wände einstmals 35 Bildnisse von Gotter verehrter Damen, die „gekrönten Häupter seines Herzens“. Eine Beleuchtung erhält der Marmorsaal durch den Lichteinfall der großen Fenster und der Balkontür, der sich in den Spiegeln und Bildnissen brach. Von den vielen Bildern dieser Zeit sind heute nur noch wenige vorhanden. Das einst mit lasziven Darstellungen dekorierte Schlafzimmer Gotters zeigt heute auch nicht mehr seinen Reiz und Reichtum. Erwähnenswert sind die Gemälde Gotter und seine Nichte Friederike von Wangenheim in Pilgertracht von 1750 des Künstlers Antoine Pesne sowie Die Zigeunerin von Johann Kupetzky. Von den beiden Künstlern stammen auch die Gemälde im Marmorsaal Aurora mit dem Sonnenwagen (Deckengemälde von Pesne) und Gotter im Jagdgewand (Kupetzky). Der Rote Salon bildet den Abschluss der Gartenfassade; seinen Namen hat er von der roten Tapete, die aus dem 19. Jahrhundert und aus dem Schloss in Seebach stammt. Beachtenswert ist das Deckengemälde eines unbekannten Meisters, das Gotters Lebensphilosophie versinnbildlicht: Triumph der Freien Künste über Hölle und Klerus.