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Burgen, Schlösser und Ruinen

Schloss Wilhelmsburg

Schloßberg 9, 98574 Schmalkalden, Deutschland

Im Jahr 1583 wurden die Landgrafen von Hessen alleinige Besitzer der bis dahin gemeinsam mit den Grafen von Henneberg beherrschten Herrschaft Schmalkalden. Wilhelm IV. von Hessen erhob die Stadt Schmalkalden umgehend zu einer seiner Nebenresidenzen. Er ließ die aus dem 12. Jahrhundert stammende Burg Waltaff abreißen und an deren Stelle 1584 den Bau des nach ihm benannten Schlosses beginnen. Am 23. Mai 1590 wurde die Schlosskirche eingeweiht und damit das Schloss in Nutzung genommen, wenngleich die Innenausstattung noch nicht vollständig abgeschlossen war. Die mobile Ausstattung ließ der Landgraf aus Kassel herbeischaffen. Wilhelms Sohn Moritz hielt sich sehr oft und lange in Schmalkalden auf; unter seiner Bauherrschaft wurde die Schlossanlage mit Wirtschaftsgebäuden und dem Terrassengarten bis 1618 endgültig fertiggestellt. Unter Moritz’ Nachfolgern nur noch zeitweise genutzt, wurde das Schloss Anfang des 19. Jahrhunderts schließlich ganz aufgegeben. Im Jahr 1873 übernahm es der Verein für Hennebergische Geschichte und Landeskunde und nutze das Gebäude museal. Seit 1994 gehört Schloss Wilhelmsburg zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Das über der Stadt gelegene Schloss ist eine Vierflügelanlage mit nahezu quadratischem Grundriss. Zu den umfassenden Außenanlagen gehören Exerzierplatz, Torwächterhaus, Lustgarten, Küchengarten, Gefängnisturm, Marstall sowie Back- und Brauhaus. Die Raumanordnung entspricht der eines repräsentativen Residenzschlosses. Die Säle wurden mit Roll- und Beschlagwerk ausgestattet, ebenso sind sie mit dekorativen Malereien verziert – dazu gehört auch eine Kopie des Iwein-Epos von Hartmann von Aue in den Kellerräumen. Die prächtige Schlosskirche, ausgestattet von dem Niederländer Willem Vernukken, gehört zu den schönsten und ältesten protestantischen Schlosskirchen Deutschlands. Die Verbindung von Altar mit Taufbecken, Kanzel und Orgel in einer vertikalen Achse ist hier erstmals realisiert und wirkte vorbildhaft für die Konzeption protestantischer Kirchen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstand am Südhang des Schlossbergs ein Terrassengarten. Die von Sandsteinmauern gestützten, leicht nach Süden geneigten Terrassenflächen dienten mit ihrer Kombination aus Zier- und Nutzpflanzen sowie Obstbäumen als Lustgarten, aber auch zur Versorgung der Hofgesellschaft. Die Mittelachse war durch eine skulpturengezierte Kette von Brunnen betont. Im späteren 17. Jahrhundert wurde die Wasserkunst an die Ostseite verlegt und flankierte dort die neu entstandene Treppenanlage. Ab dem 18. Jahrhundert verfiel die Terrassenanlage, und die Treppe wurde mehrfach überformt. Die Renaissance-Orgel in der Schlosskirche ist eine der ältesten noch bespielbaren Instrumente dieser Art in Mitteleuropa. Sie wurde vom Landgrafen Wilhelm IV. in Auftrag gegeben. Geschaffen wurde sie von Daniel Meyer aus Göttingen. Ihre besondere Klangfarbe erhält die Orgel durch 252 Holzpfeifen, sechs Register und den sogenannten Vogelschrey. Das Instrument wurde das erste Mal am 23. Mai 1590 gespielt, anlässlich der mit der Einweihung des Schlosses verbundenen Weihe der Schlosskirche.